
AM SONNENPLATZ
mit Theresa Beck
In ihrem Job als Grafik-Designerin hat es ihr zu wenig gemenschelt. Als die gebürtige Tirolerin auf einer freien Trauung zu Gast ist, wird ihr klar, dass sie umsatteln und künftig ebenfalls bedeutende Tage im Leben von Menschen begleiten möchte. WOLKENLOS arbeitet seit einigen Monaten mit Theresa zusammen und will ihr Talent an die große Glocke hängen!
„Meine Aufgabe ist es, die Schätze rauszufiltern.“
Sagt Theresa Beck, Freie Rednerin für Trauungen, Trauer – oder Lebensfeste und für Willkommensfeiern für Kinder. Die Frau mit den strahlenden Augen ist Zeremonien-Meisterin für Feste abseits von Konventionen und Konfessionen. Sie versteht es, das Wesen und die Charakteristika der zu ehrenden Personen einzufangen und alle Anwesenden mit ihren exakten Beobachtungen zu überraschen:
„Ich behaupte, dass mir das liegt, Menschen an ihren Eigenheiten zu erkennen und diese in eine Geschichte einbauen zu können – sodass alle sagen, „Ja, lustig, das stimmt, so hab ich das noch nie gesehen!“
Theresa stellt klar, dass es in den Vorgesprächen nicht darum geht, Menschen in Schablonen zu pressen. Deshalb gibt es bei ihr auch keine Fragebögen, in denen klischeehaft das Lieblingsrestaurant oder Lieblingstätigkeiten abgefragt werden:
„Eine freie Rednerin erfindet nix Neues, es wird beobachtet und aufgenommen, was da an Infos kommt.“
Vorgespräche
Ihre Kund:innen erzählen nur jene Details, die sie in diesem Moment auch wirklich teilen wollen. Theresa liest außerdem zwischen den Zeilen und achtet zB bei Hochzeitspaaren darauf, welchen nonverbalen Umgang das Paar hat, weil auch das viel über die Menschen und ihre Beziehung zueinander aussagt. Manchmal wird’s in den Gesprächen sehr persönlich und intim und die Leute zeigen sich dann auch sehr verletzlich. Für Theresa sind das die Sternstunden: Dann weiß sie, dass sie ein Ambiente geschaffen hat, das ihren Kundinnen eine solche Offenheit ermöglicht. „Auch in Trauergesprächen, da entsteht in recht kurzer Zeit so eine Nähe, dass es fast unheimlich ist. Fast wie ein kleiner Schatz“, sagt sie stolz.
So kommt es, dass die Vorgespräche auf Grund ihrer Intensität häufig einen nahezu therapeutischen Charakter haben: Da sind die Paare, die sich am Ende wundern „So viel Zeit haben wir uns noch nie genommen, um nur über unsere Beziehung zu reden“ oder der trauernde Witwer, der das halbe Leben mit seiner geliebten Frau Revue passieren lässt und für den das Vorgespräch zur Trauerfeier schon der erste Schritt in der Trauerbewältigung ist. Und da sind die Eltern, die lange eigentlich keinen Kinderwunsch hatten, sich spät nochmal umentschieden und im Vorgespräch ihrer Willkommensfeier auch den gesamten Prozess ehren, nicht nur als Paar, sondern auch als Familie wachsen zu wollen.
Von Abgedroschenem und Ausgefallenem
Symbolische Handlungen oder Rituale sind nicht notwendig, um eine bedeutungsvolle Zeremonie zu haben, ist Theresa überzeugt:
„Ich finde nicht, dass es zwingend Kerzen, Sandrituale oder Ähnliches braucht, wenn sich das für ein Paar nicht authentisch anfühlt!“
Theresa zwingt ihren Kund:innen in den Zeremonien keine altbekannten Liebes- & Lebenssymbole auf. Ihre Auftraggeber:innen wünschen sich Einzigartigkeit. Also ein Fest, das ihre individuellen Persönlichkeiten und ihre jeweiligen Lebenssituationen widerspiegelt. Und genau darin sieht Theresa ihren Auftrag, Zeremonien zu gestalten, die nicht übertragbar und wiederholbar sind.
Mit Freude lässt sich die Freie Rednerin deshalb auf ungewöhnliche Kund:innenwünsche ein, vor allem wenn diese eine entspannte Atmosphäre schaffen und die Anwesenden bewegen. Und ja, bei allen ihren Zeremonien darf auch gelacht werden:
„Ein junges Paar will, dass ihre Schildkröte die Ringe zum Altar bringt.“
Ich schaue sie ungläubig an und frage, wie lange die Zeremonie dann wohl dauern werde. Sie erwidert schmunzelnd „Schildkröten sind voll schnell, wenn sie wo hinwollen. Die genauen Details haben wir aber noch nicht geklärt!“ Eine andere Braut wird heuer beim Einzug mit dem Pferd anreiten, weil das unmittelbar mit ihrer Biografie verbunden ist.
Und wenn man Theresa nach jenen ungewöhnlichen Settings fragt, die sie selbst sich als Freie Rednerin wünschen würde, so fallen ihr sofort zwei für Hochzeiten ein:
„Ich fände es mal voll schön, wenn die Ur-Oma die Ringe bringen dürfte und ich würde voll gerne jemanden auf einem Klettersteig trauen!“
Lieblingszeremonie
Eine ihrer Grundhaltungen streicht die Freie Rednerin in unserem Gespräch besonders hervor: Freie Trauungen sind für alle da. Theresa ist sich hier ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, dass auch sie dazu beiträgt, die Sichtbarkeit und Akzeptanz aller Beziehungs- und Familienformen zu fördern.
„Ich werde heuer auch zwei Männer trauen dürfen, die mir sehr nahestehen, was mir besonders viel bedeutet.“
Etwas überrascht bin ich, als ich Theresa nach ihrer Lieblingszeremonie frage, weil ich intuitiv davon ausgehe, dass sie am liebsten Hochzeitsfeiern begleitet. Sie aber antwortet:
„Ich mag eigentlich immer jene Zeremonie am liebsten, an der ich gerade dran bin. Jetzt ist es die Trauerrede, weil ich mitten in den Vorbereitungen für eine kommende stecke.“
Der würdevolle Abschied von jemandem bedeute ihr sehr viel, weil, so sagt sie „Eine Trauerfeier wahnsinnig lange nachhallen kann und auch danach noch hilft, mit einem guten Gefühl an den Tag zurückzudenken“.
Vorbereitung
Mir wird klar, Freie Rednerin-Sein ist ein Job mit einiger Verantwortung. Werden doch hier Erinnerungen und Gefühle geprägt, die noch Jahre später Bedeutung haben. Deswegen bereitet sich Theresa auch akribisch auf ihre Zeremonien vor: Nach den Vorgesprächen beginnt die eigentliche Arbeit eine Woche vor den jeweiligen Feiern: Theresa schreibt eine Rede, taucht dabei gedanklich in den Tag selbst ein und stellt sich die Stimmung vor Ort vor. Den entstandenen Text liest sie sich immer wieder laut vor und nimmt sich dabei auch auf. Während längerer Spaziergänge hört sie sich das Gesprochene mehrmals an, denn am Tag der jeweiligen Zeremonie wird Theresa nur mit Stichwort-Notizen anreisen. Das Gerüst ihrer Rede ist zu diesem Zeitpunkt ohnehin bereits in ihrem Kopf verankert.
Auf der Feier selbst sind ihr der Blickkontakt mit den Menschen und das Einlassen auf den jeweiligen Moment die wichtigste Prämisse. So behält sie sich die Flexibilität, auf spontane Gegebenheiten und Gefühlsregungen unter den Anwesenden reagieren zu können. Und wenn sie dann schließlich vor versammelter Menge loslegt, ist da keine Nervosität, sondern große Dankbarkeit, dass sie einen wichtigen Moment im Leben von anderen Menschen begleiten darf!

Theresas 3 Tipps, worauf man bei der Suche nach einer Freien Rednerin achten sollte:
1) Früh genug mit dem Suchen anfangen, da mit Anfang des Jahres die meisten Termine für das laufende Jahr bereits vergeben sind.
2) Auf die zwischenmenschliche Chemie achten und sich deshalb auch mehr Zeit zum Suchen nehmen.
3) Sich gut überlegen, ob man mit dem Dialekt und der Stimme der Freien Rednerin zurechtkommt – sie soll einem nicht fremd sein!
Webseite Theresa Beck