
AM SONNENPLATZ
mit Uli Brée
Er hat zwischen 200-250 Drehbücher geschrieben, von denen bis auf zwei tatsächlich alle verfilmt wurden. „Die Vorstadtweiber“, „Vier Frauen & ein Todesfall“ gingen u.a. auf sein Konto, sowie zahlreiche Tatort-Folgen - für die er die Figur der Bibi Fellner erfand. Drehbücher vieler Filme für Adele Neuhauser entstammen seiner Feder, u.a. “Faltenfrei” und “Ungeschminkt”. Er hat Theaterstücke, Kabaretts, Bücher geschrieben, 20 Jahre lang ein Motorrad-Event mit jährlich über 30.000 Fahrer:innen organisiert und ein Museum für die Firma Steiff entwickelt. Er ist auf vieles stolz, aber eines ganz besonders: seine zwei Kinder.
Ich (Elisabeth) treffe Uli Brée an einem kalten, grauen Novembermorgen im Wiener Café Prückl. Seit wenigen Monaten sind wir bei WOLKENLOS für die Einführung seiner neuen Krimi-Reihe “Die Liesl von der Post” zuständig. Aktuell wird die Krimi-Reihe sogar schon verfilmt, mit Katharina Strasser in der Hauptrolle.
Mit Uli Brée geht man gerne auf einen Kaffee: Der Mann kann von einem spannenden Leben voller Brüche und vieler Erfolge erzählen. Und er hat Witz und Humor, der Schalk lacht ihm aus den Augen. Der stetige innerliche Antrieb, vorwärtszugehen und Kreatives zu schaffen, zieht sich durch sein ganzes Leben.
Aufbrüche
„Eines Sonntagmorgens – ich war 17 - bin ich in der Früh aufgewacht und hab mir gedacht: Wenn ich jetzt nicht gehe, gehe ich nie.“
Uli Brée wartete, bis seine Eltern aus der Kirche im Ruhrgebiet zurückkamen, teilte ihnen seinen Entschluss mit und schloss die Tür hinter sich. Er trampte nach Amsterdam und schrieb sich auf der School of Fools (Clownschule) ein. Ein Jahr später trampte er nach Wien und finanzierte sich mit Arbeiten im Stahlwerk, am Bau und beim Schneeschaufeln sein Schauspielstudium. Die folgenden Bühnen-Engagements machten ihn wenig glücklich, wie er lachend sagt:
„Ich stand mit desillusionierten Alkoholikern auf der Bühne.“
Brée kehrte dem Theater den Rücken, hatte kein Geld und ging nur deshalb zu einem Casting für einen Werbespot, weil er dafür 500 Schilling bekam, die er dringend brauchte. Aus der begehrten Aufwandsentschädigung wurde unverhofft ein Jahresvertrag für die Marke Philipps. Persil, Hanuta – Erfolg bei jedem weiteren Casting und viel Geld folgten. Das Glücksgefühl blieb aus. Und erneut stand ein Aufbruch an:
„Dann hab ich gekellnert und mit zwei Freunden gemeinsam ein Stück geschrieben.“
Bereits zwei Wochen nach der Premiere konnte er aufhören zu kellnern. Denn binnen Kürze finanzierte ihn bereits das Stück „Männerschmerzen“ (1986). Jahrelang tourte seine Truppe mit dem Stück durch Österreich. Brée spielte Soloprogramme und begann Kabaretts auch für andere zu schreiben. 1995 entwickelte er schließlich gemeinsam mit Rupert Henning das erste Drehbuch. Der ORF war sofort an Bord und orderte unmittelbar noch 8 weitere Drehbücher.
„Plötzlich haben alle Sender in Österreich und Deutschland angerufen und gefragt, ob wir für sie schreiben können. Wir waren irritiert, überfordert und euphorisiert!“
Talent verpflichtet
„Es reicht nicht aus, nur Talent zu haben, man muss dem Talent dienen. Wenn ich dem Talent nicht diene, ist es, als hätte ich kein Talent!“
Drehbuchautor Uli Brée sieht in seinem Talent eine Verpflichtung – es sei ein Geschenk, das man wie eine Pflanze hegen und pflegen müsse. Nur Konsequenz und Disziplin führen für ihn zum Erfolg. Jeden Tag zwischen 9 und 10 Uhr morgens klappt er deshalb seinen Laptop auf und arbeitet sich in den kommenden 8-10 Stunden an der Frage ab: „Wie erzähle ich das, was ich erzählen will?“
„Wenn ich darauf warte, dass ich eine Eingebung hab – das spielts nicht in diesem Geschäft!“
Seinen Erfolg beim Drehbuch-Schreiben führt er zurück auf ein Konglomerat vieler Faktoren seiner Biografie: Brée hat Schauspiel gelernt, Regie geführt, Sketche für Radio & Fernsehen und Theaterstücke für die Bühne geschrieben sowie viele Jahre Kabarett gespielt. All das hat ihn dazu gebracht, ein dramaturgisches Denken zu entwickeln und genau zu verstehen, wie Dialoge funktionieren.
Inspiration tanken
Seine Inspiration holt er sich beim Lesen von Büchern und Zeitungen. Kürzlich wurde Brée bei einer Veranstaltung nach seinen kreativen Quellen gefragt und er antwortete so:
„Ich habe das Gefühl, dass ich die Worte, die ich rausschreibe, auch wieder reinlesen muss.”
Brée ist ein extrem aufmerksamer Beobachter jeglicher Alltagssituationen. Der nächste Filmstoff liegt quasi überall, wie er begeistert erzählt:
„Ich sehe immer gleich Plots in Situationen, die ich aufschnappe: Menschen, wie sie sich verhalten, wie sie gekleidet sind.“
Warum man sich als Drehbuchautor den Life-Coach erspart
Ob ihm das Drehbuch-Schreiben Spaß mache, frage ich. – Es sei Geschenk und Fluch zugleich, weil die Ideen ständig sprudeln würden. Aber einen großen Vorteil hat es definitiv: Brée erspart sich und seinem Umfeld durch seine Berufswahl den Life-Coach:
„Ich hab durch das Drehbuch-Schreiben gelernt, Probleme zu vermeiden!- Weil ich mir dramaturgisch ausrechnen kann, wo das dann hinführt – ob es ein Drama gibt oder ein Happy End.”
Aber nicht alle in seinem Umfeld nehmen seinen Perspektivenwechsel immer dankbar an, wie er lachend nachsetzt:
„Ich hab Freunde, denen ich sage, was passieren wird. Aber sie rennen trotzdem ins Messer.- Wo du genau weißt,“Oida, die Nummer geht sich nicht aus….!“
Und als wir im Café Prückl schon den Kellner um die Rechnung bitten wollen, zieht Uli Brée noch eine sehr schöne Parallele zwischen Drehbuch und dem echten Leben:
„Dein Leben ist ein Buch, das bekommst du am Tag deiner Geburt geschenkt und dein Name steht drauf. Und dann ist es an dir, welche Geschichten du da reinschreibst. Ein paar Scheißgeschichten bleiben aber leider niemandem erspart…“

Ulis 3 Tipps, wie man erfolgreich Drehbücher schreibt:
1) Einer der wichtigsten Ratschläge stammt nicht von mir, sondern von Billy Wilder: Wenn du ein Problem im dritten Akt hast, liegt die Lösung im ersten Akt.
2) Wenn du den Plot nicht in ein paar Sätzen erzählen kannst, dann vergiss ihn. Es sei denn du willst Arthouse machen.
3) Wenn du begiffen hast wie man Drehbücher schreibt, dann wende dieses Wissen nicht an. Nur so kannst du überraschen.
Zu Ulis neuester Cozy Crime Reihe “Liesl von der Post”